Samstag, 1. September 2012

Gesucht: Normalität und Hoffnung

Es gehört Mut dazu, sich seiner Angst zu stellen und sie auszuhalten.

Nun, dann kann man mich wohl mutig nennen, was? Ich hatte Angst, oh ja, ich hatte Angst. Ich war am Donnerstag in meiner ganz persönlichen Hölle und hatte keine Gelegenheit zur Flucht. Was mich hinderte? Die Realität? Meine eigene Entscheidung? Die Notwendigkeiten? Alles so nichtige Gründe, wenn man an das Leiden denkt, dass es an richtet. Vielleicht mögen all diese Operationen meinen Körper optimieren, vielleicht haben sie damit recht, aber diese tollen Ärzte, eine Eltern, sie haben nicht ein Mal gefragt, was es meiner Seele antut. Ich weiß nicht mehr wie ich das ertragen soll. Die Zeit vor den Operationen verbringe ich mit guter Verdrängung, die Zeit danach mit Schmerzen und Angst und wieder Verdrängung. Lebt sich gut damit muss ich sagen. Aber wenn man auf dem Op-Tisch liegt und sieben Spritzen in den Körper gejagt bekommt, klappt das mit der Verdrängung irgendwie nicht so gut. So schlimm war es noch nie. Bei den meisten Ops war ich unter Narkose und die, bei denen ich es nicht war, die waren nicht schlimm. Aber dieses Mal? Es war die Hölle. Es war wie in einem dieser Thriller, die ich so gerne lese. Nur das ich dieses mal Protagonistin war. Und soll ich euch sagen was es für ein Gefühl war? Ein ziemlich beschissenes. Ich hasse Spritzen. Und so viele in so kurzer Zeit zu bekommen kam meiner persönlichen Hölle gleich. Aber es hörte ja nicht auf. Es hörte einfach nicht auf. Dann gingen sie, stellten Opernmusik an und sprachen über nichtige Dinge. Sie scherzten und lachten, während das Blut durch mich durchpumpte und mein Körper anfing zu zittern. Die Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich hatte keine Kontrolle mehr, alles zitterte und ich wollte nur noch sterben, ich wollte weg von diesem Tisch, weg von diesen Menschen, weg von der Angst. Aber ich hatte ja keine Wahl. Wie auch? Sie bestrichen mir das Gesicht, sie überdeckten meine Augen, klebten den Sichtschutz und fragten ob alles okay sei. Ob alles okay sei? In diesem Moment habe ich sie alle so gehasst. Ich habe mal gesagt mein anders sein hat mich zum besseren Menschen gemacht. Nun, das mag stimmen oder nicht, aber in dieser Sekunde .... in den letzten Tagen, selten habe ich mir so sehr gewünscht ganz normal zu sein. Aber selbst die Normalität kann mich nicht retten. Ich lag da und habe so zwanghaft versucht an etwas anderes zu denken. Immer wenn die Tränen kamen, das Bedürfnis zu schreien und zu treten habe ich versucht mich zu beruhigen. Aber es ging nicht. Es ging einfach nicht. Ich habe es verloren. Ich habe den Kampf gegen mich verloren.
Was nimmt mir diese Hölle noch? Meine Zukunft, mein Leben, das was mich aus macht, meine Stärke? Wie soll ich damit leben können? Wie nur? Sollte man mir darauf eine Antwort geben können wäre ich glücklich.

Dann war ich betäubt, konnte nichts tun, nur hören. Ich hörte ihre Stimmen, wie sie nach Bohrern, Sägen und Robin Hoods (???) verlangten. Der dumpfe Schmerz, die Angst, und das Wissen, was sie da taten ... grässlich. Ich will nur ein normales Leben.

Aber Hass bringt mich nicht weiter. Bringt es mich weiter zu glauben, dass ich mutig bin, nein, nicht wirklich denke ich.


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Hope