Dienstag, 15. November 2011

ich zieh sie in die Nacht

"Du brauchst mich. Ja du brauchst mich.
Gib doch zu, dass du mich mehr liebst, als die Menschen an deiner Seite,
auch wenn du ihnen scheinbar mehr gibst, du ziehst sie in die Nacht.
Die Schatten werden länger, es wird Abend eh dein Tag begann.
Die Schatten werden länger, mit dir stirbt die Welt,
halt dich nicht fest daran."



-Der Tod-




Zwischendurch war ich heute sogar mal glücklich. Man stelle es sich vor. Ganz kurzes Aufflackern von Glück. Wie dumm ich war.
Naja, ich hab Französisch jetzt hinter mich gebracht. Es ist nicht mal schlecht gelaufen. Der Lehrer hat sich gleich zu Anfang verdrückt, und es kam die gleiche Klausur dran, wie die anderen hatten, so konnte ich ohne Probleme meine gesamten Notizen abschreiben. Betrug? Vielleicht. Normalerweise mache ich das auch nicht, aber die Sprache werde ich in den nächsten Monaten sowieso nicht mehr lernen, wieso sollte ich es mir dann schwerer machen, als es sein müsste?
Es hat doch eh keinen sinn mehr. Gott, ich bin auch nicht stolz drauf, aber wenn es wenigstens etwas bringt. Schließlich war es immer noch mein eigenes Französisch.
Wie dem auch sei. Das ist nicht so important.
Der Mädelsabend kann leider doch nicht am Wochenende stattfinden. Und auch nicht in den nächsten Wochen, weil dann die Klausurphase schon wieder anfällt :(
Es könnte so leicht sein, alle zu mir verfrachten. Süßes kaufen, und Film gucken. Aber nein. Meine Mum will sie nicht im Haus haben. Sie schämt sich für unser Haus und deswegen darf ich nicht die wenigen Freunde einladen, die ich habe. Gibt es irgendeine Gerechtigkeit auf dieser Welt?
Freunde.
Was ist es eigentlich für eine traurige Angelegenheit, festzustellen, dass es den alten Freunden, ohne einen, wirklich besser geht.
Es war immer meiner Entscheidung mich von ihnen zu verabschieden, los zu lassen, time to say good bye. Und ich habe mir immer eingeredet, dass es zu meinem besten wäre, dass sie mir nicht mehr gut tun.
Doch vielleicht, wenn ich ganz tief in mich hineinhöre, vielleicht erkenne ich dann, dass ich eigentlich schon immer wusste, dass es besser für sie ist.
Das ich es bin, die sie in den Abgrund zieht. Das ich es bin, die sie unglücklich macht. Ich passe nicht in diese Welt, nicht zu diesen Menschen.
Bei A. war es die richtige Entscheidung, sie hatte schon immer mehr Freunde als ich, aber letzendlich habe ich sie gehalten, als ich sie los lies wurde sie frei, und konnte wirklich Teil des Ganzen werden.
Bei J. war es ähnlich. Sie ist mir zwar ähnlicher, doch dadurch, dass sie sich immer auf mich verlassen konnte, machte sie sich nicht die Mühe, sich zu ändern, ihren Schatten zu überwinden und Kontakte zu knüpfen. Jetzt wo es vorbei ist, wird sie selbstbewusster. Ist es Einbildung?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass ich in den letzten drei Jahren meine einzigen Freunde von mir stieß und ich nun hier alleine stehe, während sie Freunde und Cliquen haben. Ich wollte nie dazu gehören und doch ist es eine traurige Erkenntnis zu sehen, dass die anderen so viel glücklicher sind ohne mich und meine verkorkste Sicht auf die Welt. Oder ist es arrogant so zu denken? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.
Ich weiß nur, dass ich mich selbst nicht leiden kann und am liebsten sterben würde.
Es wäre so einfach!
Wisst ihr, ich habe eine Hochzeitsbekanntmachung bei meiner Oma gefunden. Von meinen Eltern. Sie wollten mir nie verraten wann ihr Hochzeitstag war, jetzt weiß ich es. Der 7. Dezember 1982.
Das sind 30 Jahre, Himmel Herr Gott nochmal, und das sind nur die Jahre die sie verheiratet sind. Stelt euch das vor! 30 Jahre Hölle, ohne Rückfahrschein. Wie schrecklich müssen die Jahre vergangen sein.
Es ist eine halbe Ewigkeit. Ich könnte weinen, ich weine, wenn ich daran denke, wie sehr sie ihre Leben verpfuscht haben, wegeneinander. Vielleicht wären sie glücklicher. Vielleicht wären sie glücklicher geworden, ohne mich, und vor allem ohneinander.



30 Jahre Hölle?
xx
Janna
Ja, ich brauche dich. Ich brauche dich.
Ich gebe zu, dass ich dich mehr liebe, als die Menschen an meiner Seite,
auch wenn ich ihnen scheinbar mehr gebe, ich zieh sie in die Nacht.
Die Schatten werden länger, es wird Abend eh mein Tag begann.
Die Schatten werden länger, mit mir stirbt die Welt,
ich halte mich nicht mehr fest daran.






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