Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ich hab’s zu oft versucht





Der Streit ist vorbei und du hast verlorn
Du tust mir so unendlich weh
Ich wollte das nicht
Wir drehn uns im Kreis
Du hast es geschafft
Ich werd gehn

Ich hab’s zu oft versucht
Ich hau ab – es ist genug

Ich will endlich
Weg von dir
Ich bin so alleine und ich frier
Ich bleib hier und will doch weg von dir








Wieso muss gerade mein Leben diese Hölle sein?
Heute nicht zur Schule gegangen, weil ich einfach verschlafen habe. Radikal 10 maliges Weckerklingeln nicht gehört und mein lieber Vater hielt es natürlich auch nicht nötig mich zu wecken. Warum auch?
Aber ich hatte es auch nötig. Ich bin/war innerlin und äußerlich einfach nur so wahnsinnig erschöpft. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass es mir immer weiter über den Kopf wächst.
Egal wieviel ich lerne und egal wieviel Mühe ich mir gebe ... Ich habe bisher jede Klausur verhauen. Ich spreche immer wieder darüber von der Schule abzugehen, nur um es zu relativieren, je öfter ich es ausspreche desto unrealistischer erscheint es mir. Und doch, vielleicht wäre es das beste.
Vielleicht wäre es wirklich das Beste, wenn ich einfach sterben würde in den Herbstferien. Es wäre so einfach.

Dann war heute wieder diese Riesenkrach mit meinem Vater. Ich war Schuld und ich habe auch übertrieben. Zur Abwechslung mal. Doch wieso stellt er sich so an, wenn er lediglich ein Päckchen zur Post bringen soll ... Was ist daran denn so schlimm?
Ich kann einfach keinen Respekt mehr vor diesem Mann haben. Vor dem Mann, der mit dem Fuß aufstampft, ständig erzählt wie ungerecht er behandelt wird, und wie unfair das Leben ist, der Mann der nur noch am meckern ist, der, der eine Krankheit nach der anderen hat, und sich dermaßen da rein steigert, der Mann der laut und peinlich sein kann, der Mann, der seine von Talkshows gebildete Meinung jedem aufdrängen will und beleidigt ist, wenn man sie nicht teilt, dem Mann der nur noch sich selbst sieht und sich wie ein kleines Kind benimmt, der mich, seine eigene Tocher immer wieder beschimpft, vor diesem Mann habe ich keinen Respekt. Denn Respekt muss man sich verdienen.
Wo ist der Mann, der mich abgöttisch liebt? Der mir die Welt vor dem Fenster zeigte, der mit mir Inliner fahren übte, der mir jeden Wunsch von den Augen ablas, der mich hob hoch und mich fliegen lehrte?
Ausgetauscht von dem Mann, der mich als dummes Blag beleidigt? Der nur noch in seinem Zimmer sitzt und mich nicht mehr hineinlässt? Der nur noch seine Wünsche auf mich projeziert und sauer ist, wenn ich nicht mitspiele? Ausgetauscht von dem alten, verbitterten Mann?
Wieso nur?
Meiner Mama geht es auch schlecht. Sie hat ganz große Probleme, ihre Krankheit macht ihr zu schaffen, sie ist nicht mehr sie selber, es macht sie kaputt.
Und ich stehe hilflos daneben und weiß nicht mehr, was ich machen soll.

Ich bin doch nur ein Kind, auf der Suche nach mir selbst. Ich habe nicht die Kraft dafür, sie aufzubauen. Ich bin seine Tochter, wieso liebt er mich nicht? Wieso tut er mir so weh? Wieso bringt er mich dazu Dinge zu sagen, die ich nicht so meine? Wieso ist er nicht wie jeder andere Vater?
Es ist an der Zeit mein eigenes Leben zu leben. Ich muss weg von zu Hause. Weg von den Problemen. Weg. Weg. Weg.

Auch habe ich meinen Körper satt. Fast freue ich mich auf die Herbstferien, denn diesmal werde ich nich weinen, wenn sie mir sagen, dass ich noch vier Wochen die gesiebte Jogurth mit Milchvermischt Diät machen muss.
Diesmal werde ich dankbar sein und wirklich 5kg abnehmen und danach weiter strenger auf mein Gewicht achten. Ich werde es durch ziehen. Damit ich die Figur habe, die ich bei den anderen bewundere.
Damit wenigstens das bei mir ok ist.

Und schließlich. Schließlich ist da noch der Traum in den Herbstferien einfach auszubrechen. Einfach abzuhauen vor den Problemen, vor meinen Eltern, vor der Angst. Es wäre so wunderbar, einfach ohne ein Wort mit den gepackten Koffern in den Zug zu steigen und meinen Eltern auf dem Weg eine SMS schicken, damit sie mich nicht mehr aufhalten können.
Ich habe immer alles richtig gemacht, mich immer an die "brave Tochter regel" gehalten. Ich bin niemals betrunken oder mit Drogen vollgepumpt zu spät nach Hause gekommen. Ich habe immer einigermaßen passable Leistungen im Bereich meiner Noten erbracht. Ich habe immer auf sie gehört, niemals die Regeln gebrochen, und war niemals mit den falschen Freunden unterwegs.
Jetzt ist der Wunsch da, einmal etwas schlimmes, verbotenes zu machen. Nur ein mal. Für ein paar Tage.
Doch es gibt keinen Ort wo ich hin könnte. Eine Jugendherberge kann ich mir nicht leisten. Und ich kenne niemanden, der mich aufnehmen würde, ohne meine Eltern zu informieren oder mich zurück zu schicken.
Tragisch. Ich wünschte es wäre anders.

Ich wünschte ich wäre jemand anders.
Ich wünschte, ich könnte entweder jetzt sofort sterben, oder endlich mein neues Leben beginnen.

xx
Janna




Immer wieder deine Stiche ins Herz
Immer wieder gehst du zu weit
Wir zwei in meiner Welt
Das geht gar nicht mehr
Ich kann das nicht tut mir leid


Und schließlich ist da noch er. Ich glaube, ich liebe ihn.

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