Mittwoch, 29. Februar 2012

Meine Existenz ist ein Fehler

Ich weiß, dass es sinnlos ist zu erklären was ich empfinde, aber man muss es versuchen nicht wahr?

Meine Eltern sind komplett gegensätzliche Persönlichkeiten, ich werde mein Leben lang nicht verstehen, wie sie jemals zusammen fanden. Mein Vater ist offen, hat ein großes Herz und ist großzügig. Aber er ist auch laut, jähzornig, nachtragend, hat wenig taktgefühl und ich muss es leider so sagen: ist ungebildet.
Meine Mutter ist beherrscht, verständnisvoll, organisiert, intelligent und zärtlich. Aber sie kann auch distanziert und kühl sein, sie weiß immer das richtige zu sagen, und doch hat man manchmal das Gefühl, dass sie es nicht so meint.
Nun ja.
So viel hatte ich mir bisher zusammengereimt:
Meine Eltern wollten sich trennen, bevor meine Mutter gemerkt hat, dass sie schwanger ist: mit mir.
Mein Vater ist bei ihr geblieben, sie wollten es noch mal versuchen. Aber mit der Zeit wurde es schlimmer. Ich wurd geboren. Es muss eine verdammt schwere Zeit für Beide gewesen sein.
Und sie konnten sich nicht trennen, weil beide bei mir bleiben wollten, da ich mit einer Fehlbildung geboren wurde, die nicht einfach ist.
Am Anfang schafften sie es. Aber dann wurde es immer schlimmer, je älter ich wurde. Es begannen kleine Streits, welcher Sender abends geschaut wurde, oder noch besser wer sich abends im Wohnzimmer aufhalten durfte.
Sie schrien sich an. Sie stritten. Und mit jedem verdammten Tag wurde es ein kleines bisschen schlimmer.

Inzwischen leben sie in getrennten Zimmer.
Im selben Haus, aber nicht im selben Leben.
Sie können sich nicht trennen.
Sie sagen wegen dem Haus, dass noch nicht abbezahlt ist. Aber warum haben sie dieses Haus gekauft? Weil ich gekommen bin.
Warum sind sie überhaupt zusammen geblieben? Weil Mama schwanger war. Mit mir.
Sie hassen sich. Und warum leben sie zusammen? Wegen mir.

Meine Eltern stehen auch hinter mir. Aber jeder auf einer anderen Seite. Sie lieben mich. Aber ich ertrage es nicht ihre Tränen zu sehen, wenn sie sich mal wieder so doll gestritten haben, dass sie selber nicht mehr wissen, warum sie überhaupt noch bleiben.
Wie oft hat mein Vater gesagt: er geht. Aber er kann es nicht. Und jedes Mal wenn er es sagt, wünsche ich es mir, und doch ist da der Schmerz. Wenn er es sagt, die Angst, das, wenn er aus dem Haus geht, er eines Tages nicht mehr wieder kommt.

Und heute dann, nach einem der vielen Streits, kam dann die Bestätigung, die Bestätigung, dass alles noch viel schlimmer ist, als ich jemals dachte.
Mein Vater gab zu, dass mein Geburt ein Unfall war. Ein Mal Geschlechtsverkehr nach Wochen der Pause, das erste und letzte Mal seit langer langer Zeit und ich der Unfall der niemals hätte sein dürfen. Ich habe es immer gewusst. Ich habe immer gewusst, dass ich der größte Fehler in ihrem Leben bin, aber es so gehört zu bekommen tut unendlich weh.

Ich zerbreche langsam von innen und es gibt nichts das ich tun kann. Bitte, bitte. Hol mich doch endlich hier raus. Onkel, warum hast du nicht getan, wovon du damals vor zwei Jahren gesprochen hast: "Wir haben oft überlegt dich weg zu holen, aber wir dachten immer,es sei nicht das richtige."
Gott, warum hast es nicht getan. Soviel Leid wäre uns allen erspart geblieben. Oder noch besser. Ich hätte niemals geboren werden dürfen. Niemals. Niemals hätte meine Mutter schwanger werden dürfen, niemals hätten sie sich für mich entscheiden dürfen. Es gibt Geburten die niemals hätten sein dürfen, bei denen Kinder entstehen, die es eigentlich nicht geben dürfte und die Menschen sind, die niemals ihren Platz in dieser Welt finden können. Ich bin so ein Kind und ich frage mich nun, ob nicht die einzige Lösung der Sprung wäre.
Ich bin bereit zu gehen. Bitte komm und hol mich. Bitte mach den Qualen und dem Leid endlich ein Ende, denn ich habe nicht den Mut dafür. Hole mich zu dir, wenn du ein gütiger Gott bist, mache mich zu einem Schutzengel, dass ich über die Menschen wachen kann, die wirklich am Leben sein sollen. Ich gehöre nicht in diese Welt, in diese Zeit, zu dieser Gesellschaft. Ich bin ein Schattenkind, ein Wechselbalg. In dieser Welt nicht zu Haus, ich gehöre dem Jenseits, der anderen Seite. Schon so lange. Es ist ein Fluch.
Ich bin in ein Loch gefallen und weiß nicht mehr weiter. Wenn die Existenz als Fehler entarnt wurde, wie soll man dann noch weiter leben?

Vielleicht ist mein Problem nichtig im Vergleich zu euren, doch es ist doch so: Jeder hat sein Päckchen zu tragen und egal wie groß und schwer es ist, für jeden ist es genau die Größe und das Gewicht, dass es fast unterträglich macht.

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Hope