Samstag, 12. April 2014

Die letzte Nacht

Wir haben die 2 erreicht. Es sind noch 2 Tage. Es könnte genauso gut noch eine ganze Ewigkeit sein ... ups ich irre mich. Jetzt ist der letzte Tag rum. Morgen um diese Zeit bin ich schon wieder bei meiner Mum. Ich weiß ehrlich nicht was ich fühlen soll. Einerseits spüre ich Erleichterung. Denn es war ein dauerhaftes Unwohlsein hier in diese Haus. Einen Druck, den ich einfach nicht standhalten konnte, weil ich den Erwartungen nicht gerecht werden konnte ... vermutlich weil ich es auch nicht wollte. Vermutlich bin ich innen drin eben doch noch ein bisschen zu viel Assi und ein bisschen zu viel Kind und irgendwie eine Mischung aus beidem. Aber sei es wie es sei. Ja, dieses Gefühl der Erleichterung ist da. Aber auch ein Gefühl der Trauer. Trauer warum? Es ist so schwer zu definieren, weil es so ein diffuses ungreifbares Gefühl ist. Ähnlich unwirklich wie meine Abreise morgen. Traurig sein. Ich kann es wegen vielem. Ich werde die Leute hier zurücklassen. Ja, das macht mich traurig. Mehr als ich es sagen kann. Denn ich weiß, dadurch werde ich etwas mit ihnen verlieren. Etwas, dass kostbar hätte sein können. Aber deswegen bin ich gerade jetzt nicht wirklich traurig. Weil es mir noch zu unwirklich vorkommt. Mein Herz spürt noch nicht das Leid. Bin ich traurig wegen der Familie? Die Eltern werde ich auf keinen Fall vermissen. Sie kann nett sein, aber das reicht nicht um das abweisende und schweigende über die ganzen Monate hinweg zu kompensieren. Vielleicht lag es an mir. Aber ich war nicht bereit es zu ertragen und ich werde es auch ganz bestimmt nicht vermissen. Was die Kinder angeht. Nun. Die Kleine hatte sich heute an mich gekuschelt, und geklammert. Sie war leicht melancholisch und ist mir sogar eine halbe Stunde lang durchs Haus gefolgt. Der Junge hat gesagt, dass er mich vermissen wird. Aber as war heute. Ich meine ... wirklich. Ich weiß, das ich mich schlecht dabei fühlen sollte und irgendwie tu ich es auch. Aber es ist ähnlich wie bei meiner Oma. Vielleicht bin ich nicht gut genug dafür. Aber ich kann sie einfach nicht lieben. Ich kann es nicht. Ich weiß nicht woran es liegt. Klar, an mir. Aber was genau? Ich weiß es nicht. Ich würde es ändern wenn ich könnte. So weiß ich nur, dass ich sie nicht vermissen werde. Wenn ich dieses Haus verlasse, werde ich nicht zurückblicken. Vielleicht werde ich mich in Zukunft manchmal fragen was aus diesen leicht schlecht erzogenen Kindern geworden ist. Wie sie als Teenager sind. Und vielleicht fällt mir in fünf Jahren (ach lass es zwei sein) sie zu googlen. Aber mehr wird da nicht sein. Sie haben kein Loch in mein Herz gerissen, wie meine Babys es getan haben. Vielleicht liegt es an der Zeit. Vielleicht am Alter. Vielleicht an mir. Vielleicht an unserer Beziehung. Tatsache bleibt: Ich bin nicht traurig wegen ihnen.

Also was ist es? 
Wenn ich raten müsste dann würde ich sagen: Ich bin traurig wegen dem verlorenen Traum. Ich trauere ihm nach, mehr als ich es in den letzten Monaten getan habe. Denn da habe ich mich darauf konzentriert von hier weg zu kommen. Intensiver als damals in der Schule. Was schon irgendwie komisch ist. Und wenn ich mit einer Lektion aus dem hier hervor gehe, dann der, dass es verschiedene Höllen auf dieser Welt gibt und eine nicht mit der anderen austauschbar ist. Jetzt wo ich mich dem Ende hier nahe und ich mich nicht mehr darauf konzentrieren kann die Tage zu zählen, kommen die Gefühle zurück. Das Gefühl des Scheiterns. Das Gefühl des Versagens. Das Gefühl der Wut und Enttäuschung. Alles richtet sich gegen mich selbst und verursacht den selben Selbsthass wie er mich all die Jahre begleitet hat. Einer meiner Schatten. Ja, baby. Ich habe dich vermisst. Lange fort warst du ja nicht. Damit habe ich mich mal wieder perfekt analysiert. Nur kaufen kann ich mir dafür auch nichts. Es wird weiter gehen. Das tut es immer. Doch nach dieser Pleite habe ich etwas mehr verloren als Zeit. Ich habe den Glauben an mich selbst und meine Träume verloren. Vielleicht nicht ganz. Vielleicht nicht völlig oder unwiederbringlich. Aber der Glaube is jetzt tief genug begraben, dass er wenigstens mein Ego nicht mehr füttern kann. Vielleicht tut das mal ganz gut. Vom Wolkenschloss herunter zu kommen. Nicht, dass ich da jemals wirklich von runter bin. Es ist so schön da oben auf andere herunterzuschauen. Denn da können sie mir nicht weh tun. Aber ich fange an pathetisch zu werden und as wollen wir ja nicht. Also. Traurig. Ich sollte mich vermutlich einfach auf den nächsten Schritt konzentieren. Und dann wieder den nächsten. Sekunde. Zu Sekunde. Zu Sekunde. Und so weiter. Wir kennen die Leier. 

Ich gehe nachher mit meinen Mädels essen und dann bricht die letzte Nacht an. Im neuen Leben. Das neue Leben ist das Vergangenheit und ich kehre als dieselbe gebrochene Person zurück, die ich einst gewesen bin. Vielleicht ist ein kleines Stück sogar noch kaputter als vorher. Höchstwahrscheinlich sogar. Und wenn die Dunkelheit kommt, die Nacht mich umschließt und mich mit meinen Gedanken alleine lässt, wird wieder nur eine einzige Frage auftauchen:

                                               Werde ich jemals glücklich bleiben?


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Hope