Sonntag, 3. Mai 2015

Das halbe Jahr, die Ewigkeit.

Ich weiß nicht ob sie jemals vergehen wird. Die Angst verlassen zu werden. Die Angst vergessen zu werden. Die Angst nicht zu reichen, nicht gut genug zu sein, nicht richtig zu sein. Ich weiß nicht ob ich jemals die Traumata der Jugendjahre hinter mir lassen kann und jemals aufhören kann Angst zu haben. Das nach einem halben Jahr des Gegenteils sagen zu können wäre wohl auch zu verfrüht und viel zu provozierend. Aber wenn ihr mich fragt, was mir an meinem neuen Leben am meisten gefällt? Das ich Menschen meinen Rücken zudrehen kann und wenn ich mich wieder wende, dann sind sie immer noch da. Es ist ein schönes Gefühl für jemanden nicht nur zweite Wahl zu sein. Es ist schön jemanden zu kennen, der nicht aufgrund äußerer Umstände an dich gebunden ist, sondern die äußeren Umstände schafft um mit dir Zeit zu verbringen. Manche haben in ihrer Schulzeit Glück, sie werden an Menschen gebunden, die zu ihnen passen und die genau in ihrer Lebensphase, die richtigen für sie sind. Andere passen sich den Menschen an, an die sie  gebunden sind. Und wieder andere brechen aus den Bünden aus und schaffen sich eigene ... manche falscher als die anderen, manche genau die richtigen. Zu welcher Kategorie gehöre ich? Ich war immer gebunden, an Menschen von denen ich glaubte, zu ihnen zu gehören, aber ich erinnere mich auch immer an die Momente des Verlusts. Sie waren bei jedem da. Immer. Ich erinnere mich an keine Zeit in der es anders war. Ich weiß nicht woran es lag. Ob es an ihnen lag oder an mir, ob ich es geschehen ließ, ob ich etwas ändern hätte können, ob ich mich hätte ändern müssen, ob es an ihnen lag, ob ich Pech hatte. Ich werde es niemals erfahren ... aber sie ließen mich immer zurück. Nicht im Stich, aber doch war ich immer irgendwie austauschbar. Ich glaube es hat was mit meiner Persönlichkeit zu tun, vielleicht aber auch einfach so. Ich weiß es nicht. Aber es war bei allen so. Immer. Von der Grundschule an. Das heißt nicht, dass alle meine Freundschaften schlecht waren oder das ich sie bereue. Aber das bedeutet, dass ich immer Angst hatte. Ich wusste, dass ich bei der einen immer zweite Wahl war. Sobald ich höre, dass C. sich mit alten Freunden trifft und dafür mich versetzt, zieht es in meiner Brust. Ich WEIß, dass ich das nicht verlangen kann und will und darf, dass ich wichtiger werde als diese Menschen. Aber ich wäre es so gerne. Aber auch davor häte ich ja wieder Angst. Denn das wäre zu viel Druck. Nichtsdestotrotz. Die Angst bleibt, dass sie eines morgens aufwacht und mich nicht mehr mag. Ich wusste immer, dass andere beliebter waren, deswegen stehe ich auch heute noch lieber an der Seite als im Mittelpunkt, denn den kann man so schnell verlieren. Ich wusste immer, dass es Teile an mir gibt, die andere Menschen nicht mögen. Ich konnte sie nicht unterdrücken, aber ich musste mit den Blicken leben, mit dem leisen Lachen hinter meinem Rücken, dass die Überlegenheit stärkte und machte, dass ich mich klein fühlte. Ich will mich nie wieder so fühlen. Nie wieder. Und ich weiß auch schon lange, dass ich das nicht muss. Ja, ich habe Angst, dass M irgendwann merkt, dass ich eine langweilige und scheinheilige Ziege bin. Aber irgendwie weiß ich auch, dass selbst wenn das passiert, sie sich nicht einfach abwenden wird. Es ist komisch, nach einem halben Jahr schon diese Sicherheit zu spüren. Es ist komisch, dass das alles erst ein halbes Jahr her ist. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Und vielleicht war es das auch tatsächlich. Denn das der Weg vom Unglück ins Glück, der Weg in ein neues Leben, der Weg zu Freundschaft und Verlässlichkeit nur ein halbes Jahr dauert ist auch unmöglich.

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Hope