Mittwoch, 12. Dezember 2012

Mein Leben ist zerstört!


Irgendwie wollt ich flieh'n und ich lief und ich lief...
Ich fiel tief und ich rief und ich schrie, wenn ich schlief -
weck mich auf!
Es ist aus und vorbei, weiß  nicht aus und nicht ein, lass' mich raus,
lass mich aufhören zu weinen...

Bin  erledigt, will aufstehen, und geh'n, doch es geht nich', vergeblich...
Es dreht sich, ich seh' nichts, versteh mich...
Mein Leben ist grau, bitte reg' dich nicht  auf...
Ich hab' Tränen in den Augen, denn mein Weg ist verbaut... Lass mei- 
nem Leben seinen Lauf nehmen, ich sehe keinen Ausweg...

Seht ihr dieses Mädchen? Sie sitzt auf den harten Stühlen des Wartezimmers und sie wartet. Ihre Augen sind auf die Französischzettel in ihrer Hand gerichtet und ihr Mund bewegt sich leicht. Sie sieht aus wie jede andere Schülerin vor einer wichtigen Klausur. Aber wenn man genau hinsieht bemerkt man ihre verkrampften Hände und die Angst in ihren Augen. Sie versucht nicht daran zu denken, sie will stark sein, weil sie es muss. Sie will ihnen nicht noch ein weiteres Mal die genugtuung ihrer Tränen geben. Sie will ihnen beweisen, dass sie es kann. Das es ihr egal ist, was sie zu sagen haben. Dass es egal ist. Egal. Egal. Egal. Ihr Name wird aufgerufen und abrupt steht das Mädchen auf, stopft die Zettel in die Tasche und schließt für einen Moment die Augen. Dann geht sie los, setzt sich auf den Behandlungsstuhl und wartet. Die nett lächelnde Ärztin mit dem schönen Namen beginnt zu Reden und mit jedem Wort, dass sie sagt, stirbt etwas in dem Mädchen. Es fühlt sich an als würde alles zu Ende gehen. Es fühlt sich an als ob .... als ob man ihr den Boden unter den Füßen wegreißen würde und ihr alles nimmt, was ihr jemals etwas bedeutet hat. Was ihr jemals etwas bedeuten könnte. Sie nehmen ihr ihre Zukunft und lächeln dabei noch. Das Mädchen möchte schreien, sie möchte treten und kratzen. Sie möchte das Fenster aufreißen und springen. Aber das einzige was sie kann ist weinen. Die Tränen rinnen ihr übers Gesicht, sie will sie wegwischen, aber sie kann es nicht. Und die einzige Frage, die sie sich stellt, die sie aber niemals laut aussprechen wird ist: "Wie soll ich damit weiterleben?" Es ist eine Frage auf die sie niemals eine Antwort erhalten wird. Denn die einzige Antwort darauf ist: "Gar nicht"





Ich bin neidisch. Ich bin unendlich neidisch. Auf jedes Mädchen dieser Welt, das Liebeskummer hat. Auf jedes Mädchen dieser Welt, das unter Magersucht leidet. Ich bin neidisch auf jedes Mädchen dieser Welt, das eine zerbrochene Familie hat. Ich bin neidisch auf jedes Mädchen, das eine Außenseiterin ist. Warum? Weil sie eine Zukunft haben aus der sie etwas machen können. Egal wie schrecklich die Gegenwart ist, sie müssen nur durchhalten und irgendwann werden sich ihnen Wege ermöglichen, auf die sie jetzt noch niciht zu hoffen wagen. Durchhalten ist schwer. Unendlich schwer, ich bin die letzte die das abstreitet. Aber es ist eine unebstreitbare Tatsache, dass Liebeskummer irgendwann vorbei geht, dass eine Krankheit wie Magersucht besiegt werden kann und das man aus jedem Umfeld ausbrechen kann wenn man es nur möchte. Manchmal glaube ich sogar es wäre sogar besser eine Krankheit zu haben, die mich schnell sterben lässt. Denn das ist es wenigstens zu Ende. Dann wäre es wirklich vorbei. Das wirklich schlimme ist weiterzuleben mit Makeln, Fehlern und Einschränkungen, die in unserer Welt das aus bedeuten. Viel schlimmer ist es, wenn alle Pläne und Träume, die man hat zerschlagen werden. Wenn alles was man jemals wollte in einem Scherbenhaufen vor einem liegt und man nichts tun kann um zu verhindern, dass sie noch mehr zerbrechen. Es ist die schlimmste Art von Tod, wenn man weiterleben muss, obwohl man innerlich zerstört worden ist. Und ich kann niemanden die Schuld geben. Das ist das Schlimmste.Ich kann niemanden anschreien, niemanden verletzten, niemanden umbringen, damit ich mich besser fühle. Denn niemand außer mir ist Schuld daran. Mein Körper arbeitet gegen mich. Könnt ihr euch vorstellen wie das ist? Nein, natürlich nicht. Es geht nicht darum dick oder dünn zu sein.Gott, wenn es nur darum gehen würde. Ich wäre so dankbar. Ich wäre so unendlich dankbar dafür. Aber das ist es nicht und niemand kann sich vorstellen. Niemand kann es verstehen und deswegen muss ich den Schmerz alleine tragen. Ich bin allein. Wirklich allein und mir ist klarer als jemals zuvor, dass daraus unser aller Leben besteht. Niemand kann wirklich nachvollziehen wie es anderen geht. Niemand kann es teilen. Niemand kann irgendetwas tun, sagen oder machen das es besser wird. Selbst ich nicht. Ich bin isoliert, einsam und muss irgendwie überleben.

Aber wie kann man überleben, wenn einem die Träume genommen werden? Wie soll man weitermachen, wenn es nichts gibt, wofür man leben kann? Wofür man weitermachen soll?

Ich träume von meinem Au-Pair Jahr seit ich 10 Jahre alt bin. Seit ich dieses Buch meiner Mutter gelesen habe war es mein Traum. Es war die einzige Möglichkeit, die einfachste Möglichkeit der Flucht. Es wäre mein Jahr geworden. Ein Jahr für mich. Ein Jahr ohne Stress. Ein Jahr ohne Druck. Ein Jahr ohne Klausuren, Lernen oder Zukunftsängste. Ein Jahr ohne meine Eltern. Ein Jahr ohne die Belastung meines Schicksals. Ein Jahr ohne das Krankenhaus. Ein Jahr ohne Angst. Ein Jahr mit der Chance auf Entwicklung. Ein Jahr mit der Möglichkeit der Selbstfindung. Ein Jahr in einer richtigen Famiilie. Ein Jahr für MICH!!! Und jetzt? Jetzt? Jetzt? Ich werde es nicht machen können. Es ist als ob alles in mir stirbt.

Und warum? Weil in den letzten zwei Jahren einfach alles schief gegangen ist. Nichts ist gelaufen wie es sollte, nichts kontne so einheilen wie es sollte, nichts konnte sich entwickeln wie es sollte, nichts passte wie es sollte. Und jetzt? Jetzt ist es geschaft. Das worauf ich die letzten 6 Jahre hingearbeitet habe, das wo ich seit Monaten alle Unterlagen zusammengestellt habe, wofür ich gekämpft und gekämpft habe, werde ich nicht machen können. Vielleicht denken sich manche, es wäre doch nur ein Jahr gewesen, vielleicht denken sich manche, sowas kann man doch nachholen. Aber es wird nie wieder so sein, wie es jetzt gewesen wäre. Es wird nie wieder so frei werden.

Was ist das für eine Wahl? Gesundheit oder Traum? Ich kann es nicht mal richtig erklären, weil mir dafür einfach die Kraft fehlt. Es gibt Möglichkeiten. Natürlich gibt es Möglichkeiten,dass ich es machen kann. Aber wie soll ich mit einem Provisorium im Mund in England glücklich werden? Die Angst das etwas kaputt geht, die Angst, dass ich etwas verschiebt, sodass es danach noch schlimmer ist. Sie Sorge, dass es danach noch hundertmillionen Mal schlimmer wird ist am Größten. Oder die unwahrscheinliche Möglichkeit es bis dahin so schnell wie möglich fertig zu machen. "Auch wenn es knapp wird". Weltfremd. Absolut Weltfremd. Ich habe Abitur ich kann da nicht regelmäßig aufschlagen. Wenn etwas schief geht und ich mich beworben habe? Muss ich Gebühren bezahlen, die ich nicht bereit bin zu bezahlen. Wenn ich mich ein halbes Jahr später bewerbe? Geht zu viel Zeit verloren und ich bekomme nie im Leben alle Unterlagen nochmal zusammen, die Referenzen und so. Außerdem nochmal diese Unsummen an Geld bezahlen, die alleine jetzt schon geflossen sind? Natürlich klar. Weil wir das Geld auch einfach so locker stecken haben. Genauso sieht es mit der Alternative aus, während England wieder nach Deutschland zu fliegen. Haha. Irgendwie bekloppt? Es ist zu teuer. Ich will meine freien Tage nicht im Flieger nach Hause verbringen, dann kann ich da auch gleich bleiben. Ich will dieses Scheiß Krankenhaus vergessen und nicht auch dort in meinem Traum das Matyrium weiter tragen.

ICH HASSE SIE. ICH HASSE MICH: ICH HASSE DAS SCHICKSAL; DAS MIR DAS ANGETAN HAT.

Was habe ich getan, dass ich das verdiene? Was habe ich getan? Was nur? Und es ist nicht mal das einzigste. Fast genauso schlimm, wenn nicht sogar schlimmer ist, dass ich niemals eine feste bekommen werde. Dass es immer lockker bleiben wird und die Alternative jetzt nur noch daraus besteht: Machen wir es nochmal neu um es zu stabilisieren, oder riskieren wir es auf die Gefahr hin, dass es kaputt geht. Ich kann es nicht mehr. Ich kann es nicht mehr. So wird mich niemals jemand lieben können. Niemals jemand küssen. Niemals jemand heiraten. Ich werde niemals Familie haben, niemals Kinder. Wofür soll ich denn leben? Für die Karriere? Haha. Es ist so wertlos.

Es hört nie auf. Ich habe immer gewusst, dass es niemals aufhört. Aber damals war es nur ein pessimistischer Spruch. Damals waren es Worte ohne Inhalt und jetzt? Jetzt ist es Realität und ich weiß nicht wie ich mit dieser Realität leben soll. Wie soll ich damit leben? Der Scheiß ist es kann mir niemand darauf antworten. "Lässt sich ja nicht ändern, oder?" "Dann machst du dein Auslandsjahr eben im Studium" "Es ist Scheiße." "Oh" --- Diese Kommentare sind so scheiße. Aber sie können auch nicht anders reagieren. Und ich? Ich schreie nicht, ich weine nicht. Ich lächele und nicke. In der Hoffnung, dass es nicht das Ende ist. Ich kann mit niemanden darüber sprechen. Ich kann niemanden sagen, das ich daran sterbe. Dass ich mich umbringen möchte. Das ich sterben will. Die meiste Zeit versuche ich es zu ignorieren, Die meiste Zeit möchte ich es einfach nur vergessen. Es ist nicht so, dass ich leide wie verrückt. Denn der Rest meiens Lebens verläuft erstaunlich gut. Natürlich. Es gibt Momente am Tag, da vergesse ich es. Doch dann wird es wieder real. So unendlich real. Es trifft mich und es bringt mich um, es ist als wenn man immer und immer wieder in ein dunkles Loch fällt. Es ist immer dasselbe Loch, aber es ist tiefer und dunkler mit jedem Mal, wenn ich rein falle.

 Aber ich muss ja irgendwie! Ich muss, aber ich kann nicht mehr. Ich bin eine leere Hülle, die an den richtigen Stellen lächelt, aber im Grunde Tod ist

                                                                                                                                                                 Natürlich muss ich es machen. Natürlich. Ich sterbe. Trotzdem. Ich muss das Jahr ablehnen. ich muss es aushalten und mich damit abfinden. Was für eine Wahl habe ich denn? Was für eine Wahl? Gar keine. Und dafür hasse ich mein Schicksal. Ich habe mich immer daran geklammert, dass meine Zukunft besser wird. Diese Hoffnung ist mir nun genommen. Was für einen Grund gibt es also noch hier zu leben?

Wird es vorbei gehen, wenn ich es nur lange genug Verdränge?

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Hope