Mittwoch, 1. Februar 2012

Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt

Ich wollt ich wäre wirklich du
In der Zwangsjacke statt im Korsett
Dir schnür'n sie nur den Körper ein
Mir fesselt man die Seele


Ich habe gekämpft
Und mir alles ertrotzt
Und was hab ich erreicht?
Nichts, nichts, gar nichts

Denn die einzige Lösung
wär der Wahnsinn
Und die einzige Rettung wär der Sturz



Es lockt mich der Abgrund
Ich möchte mich
Fallen lassen -

Warum schaudert mir

vor dem Sprung?


Wär ich nicht verdammt dazu
"Ich" zu sein

Dann wäre ich Janna
Und würde lächeln, wenn man sagt:
"Sie ist verrückt"

Ich steh auf dem Seil
Und die Angst macht mich krank
Denn schau ich nach unten, seh ich
Nichts, nichts, gar nichts

Ich taste mich weiter
Mit suchendem Schritt
Und fürchte mich immer vor dem
Nichts, nichts, gar nichts

Wirklich frei macht
wahrscheinlich nur der Wahnsinn
Doch zum Wahnsinn fehlt mir der Mut

So spiel ich die Starke
Und tu was ich tu
Als wär dieses Leben mehr als
Täuschung, Irrtum, Betrug
Als wär
Nichts, nichts, gar nichts
Genug







Freudvoll und leidvoll, gedankenvoll sein;
Langen und bangen in schwebender Pein;
Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt;
Glücklich allein ist die Seele, die liebt




Was ist geschehen? Es ist wie ich immer wusste und doch, ich kanns nicht glauben. Ich war am Boden, bin gefallen und wäre niemals wieder herausgekommen. Tiefer als an diesem Tag hätte ich niemals fallen dürfen oder können. Zu erfahren, was ich immer ahnte, war schlimmer als alles andere. Etwas ist an diesem Tag in mir gestorben und ich weiß, es wird niemals wieder kommen. Vielleicht der letzte Glaube an die gute Kindheit, oder die Hoffnung, dass ich vielleicht doch nicht Schuld bin, an dem Leid meiner Eltern, dass ich nicht der Grund dafür war. Vielleicht ist das Kind in mir endgültig Tod. Und ich werde mein Versprechen halten. Bis zu meinem 18. Geburtstag wird dieses Kind begraben sein und herauskommen wird die Selbstbewusste Frau die ich immer sein sollte. Nennt mich Feige, nennt mich arm, aber ich weiß, ich kann es schaffen. Das Kind in mir ist gestorben und die Frau wird kommen. Ich weiß es. Die unabhängige Frau. Die Frau, die mir bestimmt ist. Wer auch immer es sein wird. Vielleicht werde ich endlich Janna sein können, wer weiß?
Aber eins weiß ich, dass ich mich nicht umbringen kann, denn wer weiß was in der nächsten Ecke wartet? Wenn ich es jetzt beende, vielleicht verpasse ich dann das Leben eines Superstars, oder das Leben einer erfüllten Mutter, vielleicht verpasse ich die Chance einem anderen Menschen zu helfen. Und davor habe ich Angst und deswegen werde ich es überstehen. Den Tod meines Kindes.
Zugegebener Maßen ist es aber schon Ironie, dass ausgerechnet dann wenn ich in den Abgrund gefallen bin, die Leiter erscheint die mich herauszieht, das geschieht worauf ich schon lange warte und was doch niemals klappte. Ich weiß nicht, wieso. Ist das alles nur ein Spiel? Zum Amüsement von irgendwem, der unsere Geschicke lenkt? Was soll das verdammt? Aber warum klagen? Es ist geschehen und ich bin so glücklich darüber. Man glaubt es kaum.
Ich weiß nun, dass ich mich von dem Mädchen in meinem Kinderzimmer lösen muss, die sich unter der Bettdecke versteckte und weinte, wenn ihre Eltern stritten. Mich von dem Mädchen verabschieden, dass mit großen Augen zusah, wenn es darum ging, wer den Abend vor dem fernseher verbringen darf. Ich muss das Kind begraben, dass sich mit beiden Händen an dem Vater festklammerte und sich vor die Tür warf, damit er nicht ging. Lebe wohl, Kleine. Es ist gut, dass es dich nicht mehr gibt, du wirst immer ein Teil von mir sein, aber von nun an, kann ich weiter leben und nach vorne schauen. Ich werde reisen und glücklich sein, mich von der Zeit lösen, die mich fast zerstörte. Und eins weiß ich gewiss: Meine Kinder werden es später besser haben. Sie werden keine Schreikrämpfe bekommen, weil innerlich etwas in ihnen stirbt. Das werde ich verhindern. Sie werden ewig Kind sein dürfen, oder zumindest solange sie wollen. Egal was ich dafür tun muss.



Was ist geschehen?
Am Montag sah es noch so aus, als müsste ich demnächst wirklich zum Arzt, mir die Schlaftabletten verschreiben lassen und alles vorbereiten damit ich in Ruhe gehen kann. Der widerliche Deutschlehrer hat mir tatsächlich nur eine 2+ gegeben. Obwohl ich ja hoch über dem Kursniveau bin und mich ja eigentlich auch immer etwas langweilen würde, was er auch merken würde, aber dass dürfte halt nicht sein. Nur im schriftlichen sähe er mich einfach nicht im 1er Bereich. Dieser Idiot. Dem werde ich es zeigen. Idioten Potenzial andichten wo keins ist, aber mir alles absprechen wofür ich so hart gekämpft habe. Dem werde ich es zeigen. Naja, aber wie dem auch sei, es hat mich umgebracht. Deutsch war mein gutes Fach, ich habe mich so angestrengt um es hinzubekommen. Wirklich.
Aber von Dienstag an, ging es dann nur noch Berg auf. Man glaubt es nicht. Ich, die Unsportlichkeit in Person, die vor Bällen Angst hat und nicht länger als 2 Minuten rennen kann, ohne keine Luft mehr zu bekommen. Ich, die am liebsten jede Sportstunde schwänzen würde und es für komplett unnötig hält ein solches Fach zu belegen, also ICH!!!! bekomme in Sport eine 2+
Es ist unfassbar, unglaublich und absolut spektakulär. In Sport war die drei schon fest eingetragen und als notwendiges Übel hingenommen worden. Aber jetzt? Eine 3 weniger. Wie genial. Heute ging es dann weiter und wurde fast perfekt. In EW bekomme ich eine 2, obwohl ich mich kaum beteiligt habe und alles und mir dieses Fach bei dem Lehrer einfach nur ein Graus ist. Vollkommen ok, die 1 wäre schön gewesen, aber das wird wohl nix mehr, bei diesem Lehrer.
Dann in Englisch meinen Vortrag gehalten, ich habe viel zu schnell geredet, aber fuck the hell ich habe tatsächlich noch eine 2 von ihr bekommen.
Man muss es sich vorstellen. Eine 2 geschrieben, eine vier, und mündlich 2. Was ergibt das? Eine drei mit viel Glück. Und was bekomme ich? Eine 2. Wie unglaublich toll, dass einfach mal ist. Das gibt es nicht.
In Philo habe ich dann meine Urkunde und die 1 auf dem Zeugnis bekommen. Wie wundervoll das ist. Was für ein perfekter Tag. Das Zeugnis wird doch nicht diese Totalkatastrophe, von der ich gedacht habe, dass es diese wird.
Jetzt aber kommt der Knüller, wieso dieser Tag PERFEKT war.
Von einer Freundin habe ich erfahren, dass eine kleine Zeitung bei uns in der Nähe freie Mitarbeiter sucht. Und da ich ja einen Job brauche und Geld verdienen will und so, habe ich gedacht: Warum nicht? Schreiben liegt dir und für dein Problem mit der sozialen Interaktion und der Schüchternheit, ist es bestimmt auch gut. Also habe ich da am Montag eine Mail hingeschickt und angefragt.
Morgen darf ich vorbei kommen :) !!!! Wie wundervoll ist das Bitte? Ich darf schreiben, ich bekomme einen Job, ich bekomme Geld. Ahhhhhhh. Kneif mich mal einer.

Was auch noch wirklich gut ist: Die Umfrage die ich für meine Facharbeit machen muss, vor der ich so eine Angst hatte, weil ich dachte die Leute antworten nicht, machen das nicht, haben keine Zeit dafür etc. ist jetzt einfach sehr gut geworden. Es haben bereits 36 Leute teilgenommen. Das reicht dicke. Außerdem hat das Program mit dem ich das mache, die Eigenschaft, es gleich in Tabellen auszuwerten, dass heißt auch das muss ich nicht mehr tun. Ein Traum, nicht wahr?

Und mein Papa hatte heute zum ersten Mal seit Monaten wieder das was man als gute Laune bezeichnen könnte. Er war zu früh zu Hause und als ich dann zur Tür reinkam ist er gleich strahlend auf mich zugekommen, hat hallo gesagt, mich in den Arm genommen, ganz doll gedrückt, gesagt, dass er mich lieb hat und dann aufgeschrien, weil ich so kalt war. Er hat gefragt wie mein Tag war. Es ist genau das was ich mir immer gewünscht habe. Genau das. Und es ist so lange her. Wie wundervoll es ist. Vielleicht kann ich doch noch Papas kleines Mädchen sein. Irgendwie. Irgendwo.

Es ist schon komisch, dass diese Sachen eine dermaßene Macht über mich haben, dass es mich vom Selbstmord abhält, aber manchmal sind es eben einfach diese kleinen Dinge, die einem das Leben retten, nicht wahr? Diese kleinen Glücksmomente, als der Grund wofür man lebt <3
Ich lebe dafür und liebe jeden einzelnen Moment.

Soo. Und wer sich das alles durchgelesen hat, der verdient eine dicke Umarmung von mir.
Danke für die Aufmunterung und so :)




Nein! Ich möchte leben. Ich bin zu jung um aufzugeben.
Ich weiß, ich kann mich selbst befrein. Jetzt setz ich meine Schönheit ein.
Geh!
Ich will dich nicht!
Ich brauch dich nicht!
Geh!

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