Dienstag, 26. Januar 2016

Gedankenblablaba

divergent, brave, and tris BildManchmal wünsche ich mir noch immer jemand anders zu sein. Alle paar Monate schaue ich in den Spiegel und stelle mir vor wie es wäre. Wenn ich anders aussehen würde. Aber um ehrlich zu sein, das habe ich schon lange aufgegeben. Denn was man nicht ändern kann und so weiter. Das ist schon okay. Denn ich bin wirklich der Meinung, dass das Aussehen egal ist, wenn man es mit Persönlichkeit kompensieren kann. Das ist es was ich manchmal wirklich sein will: Jemand anderes. Vielleicht ein klein wenig mutiger. Vielleicht etwas kompetenter. Vielleicht etwas liebenswerter. Aber eventuell auch nicht.
Der Gedanke kam mir vorhin wieder beim Essen. Ich weiß woher der Gedanke kommt: Aus den Büchern und aus den Filmen, die uns sagen, "Ashole"- Verhalten sei okay, solange ein guter Kern im inneren steckt. Wenn ich nur ein bisschen mehr in mir selbst ruhen könnte, wenn ich nur ein wenig weniger Rücksicht auf meine Umgebung geben könnte, wenn es mir egal wäre und wenn ich den Schneid dazu hätte, dann würde ich mit lässigem Schritt und Mundwinkellächeln auf dieses Mädchen zugehen, sie ansehen und mit einem leicht neckischen Ton sagen: Du solltest dieses T-Shirt nicht tragen, es steht dir nicht und die Muster sind eine Modeerscheinung, die letztes Jahr schon wieder out war". Dann würde ich mich umdrehen und gehen. Bevor sie etwas erwiedern kann. Was mich davon abhält? Die zwei möglichen Szenarien, die sich daraus ergeben könnten und die sich in meinem Kopf abspielen und nein schreien. Nr 1 (ich würde mir gerne einreden, dass es der Hauptgrund ist und ich bin mir fast sicher, dass er es auch ist): Ich würde sie verletzen. Die Fremde, die mir nichts getan hat. Sie und ihr Lieblingsshirt, dass sich nicht drum kümmern was in oder out ist, wohl aber darum kümmert, was andere ihr ins Gesicht sagen. Vielleicht wird sie irritiert sein, aber mit viel Pech wird sie unterbewusst das Tshirt niemals wieder anrühren. Das wäre meine Schuld und sie hatte mir nichts getan. Obwohl es die Wahrheit ist, wäre es manchmal vielleicht besser genau das nicht zu wissen.
Grund Nr 2: Vielleicht würde sie schneller und besser reagieren als ich dachte und mein Auftritt wäre zerstört. In diesem Szenario bin ich die gelackte, denn ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum man soetwas tun sollte und dafür gesellschaftlich geachtet werden könnte. Darum schweige ich.

Aber manchmal in stillen Momenten wünsche ich mir, dass ich etwas ironischer, sarkastischer, selbstbewusster sein könnte und das alles auch noch vor anderen Menschen. Manchmal in der Nacht wünsche ich mir etwas fieser zu sein als ich bin, weil ich dann vielleicht aus der Schiene des schlechten Gewissens ausbrechen könnte um etwas zu tun, das wirklich nur für mich ist und nicht für irgendwen anders.
Manchmal. Manchmal.

Aber wer will schon fies sein, frage ich mich und so bleibe ich wer ich bin: das brave Mädchen, das ich immer war.

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